Schöne schlechte Zeit (German Edition) by Günter Streifinger

Autor:Günter Streifinger [Streifinger, Günter]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-04-14T16:00:00+00:00

Wenn nur diese Ungewissheit mit unserer Wohnung nicht wäre.

Mutter wurde von Tag zu Tag unruhiger. Auch Max und Resi

ist das natürlich aufgefallen. Immer wieder redeten sie ihr ein,

dass sie sich wegen der Radlbecks keine Sorgen machen müsste.

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Die würden ganz sicher nicht mehr in den Osten kommen, so

lange die Russen hier waren. Doch Mutter war einfach nicht

umzustimmen.

Eines Tages klingelte Max an der Tür: „Ich habe eine Über-

raschung für euch, Dora“, sagte er und strahlte übers ganze

Gesicht. Und dann erzählte er uns, dass er eine sehr schöne

Wohnung gefunden hat. Max war nämlich Schuhmacher von

Beruf, so begriff er sehr schnell, dass es den Leuten schon sehr

bald an Schuhwerk mangeln könnte. Und da es in den Geschäften

nichts zu kaufen gab, würden sie ihre Schuhe zum Schuhmacher

bringen, damit er ihnen wieder neue Absätze aufnagelte, oder

eine lockere Sohle aufklebte. So dauerte es auch nicht lange und

Max war Chef eines eigenen Schuhgeschäftes. Schon bald kam

auch ein zweites Geschäft hinzu. So war er oft unterwegs, um

Material für die Reparaturen zu besorgen. Dabei kam er auch mit

dem Besitzer eines Schuhgeschäftes in Schönau ins Gespräch.

Von dem erfuhr er, dass in seinem Haus noch immer ein Mieter

nicht zurück aus dem Krieg sei. Und es würde sicher nicht mehr

lange dauern, bis jemand von irgendeiner Verwaltung auftaucht

und ihm Ärger macht. Aber eine Frau mit vier Kindern würden

sie sicher nicht so schnell auf die Straße setzen.

„Und wenn der Besitzer plötzlich auftaucht?“, fragte die Mutter.

„Der wird so schnell nicht kommen, denn er war auch Offizier

und wer weiß schon, wo der geblieben ist. Und es wäre ja auch

besser, wenn ihr wieder näher bei den Eltern wohnt.“

„Aber so richtig wohl fühle ich mich nicht dabei, Max.“

„Überlege es dir. Lange solltest du damit nicht warten oder

willst du mit den Kindern auch in die Baracken ziehen?“ Und

so kam es, dass wir schon einige Tage später umgezogen sind. Es

war ein sehr schönes Haus, nicht so groß, wie die Villa, in der

wir bisher gewohnt haben. Aber in der Wohnung war genug Platz

für eine große Familie. Ich hatte diesem Haus bisher keine große

Beachtung geschenkt, wenn ich mit der Straßenbahn vorbeigefah-

ren bin, obwohl sie gerade an dieser Stelle etwas langsamer fuhr,

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